Fortschritt in der deutschen Sanierungskultur

Als erstes Unternehmen in der Insolvenz erhält die Modekette Adler einen staatlichen Unterstützungskredit über 10 Mio. Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung.

Das ist ein gutes Zeichen und stellt einen Fortschritt in der deutschen Sanierungskultur dar.

Seit Beginn der Pandemie waren staatliche Unterstützungen ausschließlich Unternehmen vorbehalten, die sich nicht in der Insolvenz befanden. Die Kommunikation der Bundesregierung hat das Stigma der Insolvenz in Deutschland während der Corona-Pandemie verstärkt. Statt die Sanierungsmöglichkeiten des Verfahrens zu verdeutlichen, war die Krisenkommunikation der Bundesregierung auf Insolvenzvermeidung ausgerichtet. Besonders deutlich wurde dies zum Beispiel auf der Website des Bundesfinanzministeriums, wo unter „FAQ zur Überbrückungshilfe III“ unter Ziff. 5.1 ‚Sonderfälle‘ zu der Frage „Wie ist bei einer Geschäftsaufgabe beziehungsweise Insolvenz vorzugehen?“ steht: „Eine Auszahlung der Zuschüsse an Unternehmen, die ihren Geschäftsbetrieb eingestellt haben oder das Insolvenzverfahren angemeldet haben, ist ausgeschlossen.“

Mit anderen Worten heißt das: Unternehmer, die in der Hoffnung auf weitere finanzielle Unterstützung – möglicherweise bereits insolvenzreif – abwarten und dabei nicht unerhebliche Haftungsrisiken eingehen, haben die Möglichkeit staatliche Unterstützung zu erhalten, während Unternehmer, die sich in der Krise kompetente Unterstützung bei Restrukturierungs- und Sanierungsberatern, Sachwaltern oder auch Insolvenzverwaltern suchen, die Sanierung selbständig und ohne Unterstützung meistern müssen.

Die Vergabe des staatlichen Kredits an die insolvente Modekette Adler mit ihren über 3.000 Mitarbeitenden lässt hoffen, dass zukünftig auch weitere insolvente Unternehmen mit geordnetem Restrukturierungskonzept auf dem Weg zu einer nachhaltigen Sanierung unterstützt werden.

Als Vertreter einer modernen Sanierungs- und Insolvenzkultur begrüßt BRRS Rechtsanwälte diese Entscheidung.

Bild: brais seara / photocase.de

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